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Fotografie • Menschen fotografieren

Fotografie • Menschen fotografieren

Ich bin ein Kameramensch. Lieber als vor der Kamera stehe ich dahinter. Ein Auge geschlossen, eines durch den Sucher fest auf die Szene gerichtet. Ich knie im Staub, liege am Boden, verrenke meinen Kopf bis es knackt, stehe im Regen, friere mir beinahe die Finger ab oder fahre kilometerweit nur für ein einziges Foto. Aber ich liebe es, denn Momente, die man einmal auf einem Foto festgehalten hat, vergisst man nie wieder. Manche meiner Bilder sehe ich später nie wieder an, sie bleiben irgendwo auf der Festplatte verborgen, andere wiederum finden einen Platz an einer Wand und nicht selten bleibe ich kurz davor stehen, betrachte sie und wünsche mich zurück an den Ort, zurück in die Zeit, zurück zu den Menschen, deren Lächeln für immer auf dem Foto eingefroren ist.

Ich fotografiere sehr gerne Landschaften und ich liebe es mit meiner Kamera draußen zu stehen, wenn der Nebel unten im Tal aufsteigt und alles in eine mystische Stimmung taucht. Als neues kleines „Projekt“ würde ich jedoch gerne in Zukunft mehr Menschen fotografieren. Keine gestellten Szenen mit künstlichem Lachen, sondern Schnappschüsse von glücklichen und vielleicht auch traurigen Momenten. Menschen, wie sie durch den Regen hasten, wie sie aus dem Fenster einer Straßenbahn sehen, den Blick weit in die Ferne gerichtet. Gesichter, denen man das Leben ansieht, Lachfalten, Augen mit unendlicher Tiefe, Blicke, die so viel sagen und trotzdem so viel offen lassen… Ich liebe solche Bilder. Vor kurzem hat die World Photography Organisation die Finalisten des Sony 2014 World Photography Awards gekürt. Eingereicht wurden knapp 140.000 Fotos aus 166 Ländern gewählt. Neben tollen Tier- und Landschaftsaufnahmen finden sich unter den Fotos auch wunderschöne Bilder von Menschen. Meine Lieblinge sind auf jeden Fall diese:


Paulina Metzscher, Deutschland, Winner, Portraits, Youth


Reuben Foong, Singapur, Shortlist, Portraits, Youth


Viviana Peretti, Italien, Shortlist, Lifestyle, Professional


Anastasia Zhetvina, Russland, Shortlist, Culture, Youth


Russell Bruns, Südafrika, Finalist, Student Focus


利陈(LiChen), China, Shortlist, Travel, Open


Serafima Orlova, Russland, Shortlist, Culture, Youth

Mir ist natürlich klar, dass man – möchte man solche Fotos machen – seine Kamera eigentlich immer dabei haben muss. Und ganz ehrlich, ich würde mich zu Tode schleppen. Die DSLR-Kamera sowie mehrere Objektive sind – ich habe es an anderer Stelle schon mehrmals erwähnt – einfach ziemlich schwer. Deshalb habe ich euch in dem Sammelartikel über meine Fotoausrüstung auch erzählt, dass ich seit kurzem auch eine kleine, kompakte Systemkamera besitze. Diese steckt man einfach mal in die Tasche und auch die Objektive dazu sind handlich und um vieles kleiner und leichter als die großen Spiegelreflexkameras. Mirela zum Beispiel hat auch eine kleine Sony NEX-5T, mit der man – vergleicht man sie mit einer Spiegelreflexkamera – schon wirklich tolle Fotos machen kann. Wenn ich mir jetzt spontan eine Kamera aussuchen dürfte, meine Wahl würde auf die neue 7R fallen. Zum einen wiegt sie gerade einmal die Hälft einer DSLR – ist daher nicht wirklich größer als eine herkömmliche Digitalkamera – und zum anderen verspricht sie ein Niveau professioneller DSLR-Kameras. Mit 24,3 Megapixel ist die Auflösung dann bei weitem hoch genug um die Fotos auch als großen Druck ausarbeiten zu lassen. Außerdem kann man damit Fotos per Knopfdruck auf PC, Tablett oder Smartphone übertragen und man hat eine große Auswahl unterschiedlicher Objektive.

Ich finde, es ist sehr spannend, wie sich die Technologie und das Fotografieren im Allgemeinen weiterentwickeln. Schleppte man vor 1-2 Jahren noch riesige Kameras mit sich rum, passen professionelle Geräte inzwischen fast in die Hosentasche. Kürzlich hatte ich ein Gespräch mit einem Fotografen. Er meinte ziemlich deprimiert, dass inzwischen wirklich jeder gute Fotos machen kann und bald niemand mehr einen Fotografen brauchen würde. Das glaube ich so nicht. Es kann zwar jeder Fotos machen, aber zwischen einfach knipsen und tollen Fotos mit Perspektive, Wirkung und Aussagekraft liegen für mich Welten. Ich will kein professioneller Fotograf werden, aber ich möchte mit meinen Fotos eine Geschichte erzählen. Das und die Tatsache, dass fotografieren mir einfach Spaß macht, motiviert mich dazu, mich weiter in die Thematik einzulesen und vor allem ganz, ganz viel auszuprobieren. Denn das meiste lerne ich nicht, indem ich über Fotobüchern brüte, sondern indem ich einfach raus gehe und abdrücke. Trial und Error. Wenn ein Foto nicht schön wird, versuche ich eine andere Einstellung und irgendwann – zufällig oder gewollt – denkt man sich einfach „Wow, das ist es!“ In diesem Sinne wünsche ich uns – wenn ihr auch so fotobegeistert seid wie ich – ganz viele solcher „Wow-Momente“.

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1 comment

  1. Ich bin gerade ganz begeistert von deinem Artikel, weil du mir so aus der Seele sprichst. Ich liebe die Fotografie auch und könnte stundenlang alleine durch die Gegend streifen – alles um mich herum vergessen und knipsen, ausprobieren und Ideen verwirklichen. Denn genau so lernt man (nachdem man die technischen Basics drauf hat) am besten und entwickelt sich weiter. Erfahrung ist da ganz wichtig, weshalb ich auch nicht glaube, dass Fotografen aussterben. Allerdings muss man heute vielleicht kreativer und experimenteller sein als früher. Diese Weiterentwicklung finde ich aber sehr positiv. Und auch wenn jemand theoretisch weiß wie ein gutes Bild aussehen soll, heisst es noch lange nicht, dass er ein Blick für das Motiv hat und mich mit seinen Bildern berühren kann. DAS ist für mich nämlich die eigentliche Kunst beim Fotografieren.
    Was das Thema „Menschen fotografieren“ betrifft habe ich mich noch nicht sehr daran herangetraut. Eben weil ich genau diese gestellten (typischen) Portraitbilder nicht mag. Solche Momentaufnahmen wie du sie oben zeigst finde ich dagegen wunderbar, berührend, spontan…. Aber auch sehr schwierig – zumindest für mich. Vielleicht muss ich auch einfach mal durch die Stadt streifen und versuchen ein paar „Menschenmomente“ festzuhalten 🙂
    Danke für die Inspiration!

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