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Manchmal habe ich Angst…

Manchmal habe ich Angst…

Als ich ein Kind war, habe ich einfach das Videospiel neu gestartet, wenn ich wusste, dass ich verlieren würde. Ich habe bei Würfelspielen einfach so lange gewürfelt, bis ich eine sechs hatte. Damit keines eifersüchtig sein musste, habe ich mit allen Stofftieren im Bett geschlafen und das einzige, wofür ich Verantwortung zeigen musste, war mein Tamagotchi. Einmal habe ich einen Kirschkern verschluckt und gedacht ich müsse sterben, weil nun ein Baum in meinem Bauch wächst. Erinnerst du dich noch an deine Kindheit und dass du es nicht erwarten konntest, erwachsen zu werden? Denn wenn man erwachsen ist, ist alles besser. Dann hat man vor nichts mehr Angst und kann tun, was man möchte. Was zum Teufel haben wir uns nur dabei gedacht?

 

Manchmal habe ich Angst – der Office und Business Style Blog aus Graz

 

Heute bin ich erwachsen.

Und manchmal habe ich Angst, morgens das Haus zu verlassen. Wenn ich weiß, dass meine To-Do-Liste so lang ist, dass ich sie unmöglich schaffen kann. Wenn ein Termin ansteht, von dem meine Zukunft und die Zukunft meiner Firma abhängt. Wenn ich eine Besprechung bei dem Kunden habe, der partout alle Vorschläge schlecht macht, auch wenn sie noch so gut sind. An solchen Tagen möchte ich mein Bett am liebsten gar nicht verlassen, mir die Decke über die Ohren ziehen und die Augen ganz fest zukneifen.

Aber der Wecker klingelt trotzdem und um 8:00 Uhr öffne ich die Tür zum Büro. Dann lächle ich und lasse mir meine Angst nicht anmerken. Manchmal klappt es und ich kann mehr Zuversicht in mein Lächeln schummeln, als ich spüre. Ja, ich habe Angst zu versagen. Ich habe Angst, nicht gut genug in meinem Job zu sein. Nicht genug Geld zu verdienen, um alle Rechnungen bezahlen zu können. Ich habe Angst, dass andere besser, schlauer, schneller, kreativer, erfolgreicher sind. Ich habe auch Angst nicht alles mitzubekommen, einen Trend zu verschlafen, zu spät dran zu sein.

 

Manchmal habe ich Angst – der Office und Business Style Blog aus Graz

 

Versagen darfst du, aber nie aufgeben.

Wie oft habe ich diesen Spruch gelesen. Ich habe ihn mir sogar ausgedruckt und an die Wand gehängt. Und trotzdem habe ich aufgegeben. Erst kürzlich, als ich sagte, ich kann nicht mehr mit einem bestimmten Kunden arbeiten. Ich habe es aufgegeben darum zu kämpfen, dass er mich ernst nimmt, meine Ideen wertschätzt. Aufgegeben, obwohl ich das Geld gut gebraucht hätte, das Büro das Geld gut gebraucht hätte.

Aber ich finde einfach, dass Zusammenarbeit kein Kampf sein darf. Und vielleicht bin ich inzwischen auch zu alt dazu um zu akzeptieren, dass mich jemand wie ein Kind behandelt. Von oben herab und nicht auf Augenhöhe. Das Eingeständnis, dass man in diesem Fall versagt hat, tut weh. Aber manchmal ist da eine Stimme im Kopf die mir zuflüstert, dass ich nicht aufgegeben sondern das geschützt habe, was mir wichtig ist. Meine Kolleginnen. Das Arbeitsklima. Mich. Und trotzdem bleibt die Frage: Wann versage ich das nächste Mal?

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12 comments

  1. Wenn du Leute verlierst, die dich nicht schätzen können, hast du nur gewonnen – an Selbstwert, an Überzeugung, dass du es dir wert bist, daran, dass du damit nichts mehr zu tun haben willst. Man braucht sich nicht kleinmachen (lassen), um erfolgreich zu sein. Ganz im Gegenteil!

    1. Danke für deine tollen Worte!

  2. Wow. Das hat mich jetzt unglaublich berührt. Ich kann jeden deiner Gedanken nachvollziehen. Ich denke auch es liegt am älter werden, dass man nicht alles akzeptieren muss. Mein Learning ist, dass du alles gemacht haben kannst, alles studiert, jegliche wahnsinns Berufserfahrungen, Referenzen ohne Ende und trotzdem wird am Ende des Tages IMMER einer da stehen der deine Arbeit und dein Können runtermacht. Einen bescheißt, nicht bezahlt, keine Handschlagqualität hat. Gerade deswegen sollte man immer wieder aufstehen um den Tag zu nutzen um solche Menschen einfach zu ignorieren, zusammenarbeiten beenden auch wenn finanzielles dranhängt, weil man sich treu bleiben sollte und beim Treu bleiben tauchen dann immer Menschen auf die das was man tut wertschätzen und wenn es nur wir selbst sind. <3 LG Doris

    1. Vielen lieben Dank für deine tollen Worte. Ich finde, du hast absolut recht. Die ganze Berufserfahrung, Weiterbildung, Studien etc. helfen nichts, wenn du an solche Menschen gerätst. Deshalb ist es so wichtig, an sich selbst zu glauben. Ich übe das jeden Tag und hoffe, dass ich irgendwann absolut drüber stehen kann, wenn sowas wieder passiert.

  3. Ich lese Deinen Blog sehr gerne, gerade auch wegen solcher Beiträge. Ich bin fest angestellt, habe aber meine „festen“ Kunden, für die ich teilweise schon seit zehn Jahren zuständig bin. Auf Kundenseite haben die Ansprechpartner oft gewechselt, seit einer Weile ist nun der Ansprechpartner des wichtigsten Kunden ein Kotzbrocken, dem ich nichts recht machen kann, der mich (Mitte 30) nicht ernst nimmt und daher nach einer anderen Kundenbetreuung gefragt hat. Das war ein Schlag ins Gesicht, ich habe mich gefühlt wie ein Volksschulkind, das vor der Klasse von der Lehrerin getadelt wird, weil es die Hausaufgaben nicht ordentlich gemacht hat. Mit meinem Chef hatte ich ein ungutes Gespräch, er sucht die Schuld natürlich bei mir. Ich kann Deine Angst so gut nachvollziehen, was passiert, wenn sich das nächste Mal ein Kunde beschwert? Bin ich dann meinen Job los? Egal, wie gut und wie lange ich meine Arbeit schon mache, das zählt alles nichts. Solche Momente machen einen klein, da knabbere ich noch eine Weile dran. Da sieht man dann das Positive gar nicht mehr, dass man gelobt wird, dass andere sehr zufrieden mit meiner Arbeit sind und gerne mit mir zusammenarbeiten etc. Danke für Deinen Text.
    LG, Claudia

    1. Liebe Claudia, du sprichst mir so aus der Seele, ganz genau so ist es. Da kann man monatelang oder sogar jahrelang alles richtig toll machen, dann kommt so ein „Kotzbrocken“ daher und schon stellt man sich in Frage. Ich bin einfach so, ich nehme das persönlich. Schließlich ist es ja auch meine persönliche Leistung und vieles hängt an meiner Person. Es tut aber unglaublich gut zu lesen, dass es nicht nur mir so geht. Ich finde, es ist auch schon ein guter Schritt, wenn wir wenigstens realisieren, dass wir so ticken. Ich bin mir übrigens zu 100% sicher, dass du deine Arbeit ganz hervorragend machst. Lass dich von dem Kotzbrocken nicht runterziehen und auch nicht vom Chef. Der müsste nämlich eigentlich zu dir halten, denn er weiß, dass du gute Arbeit machst. Zeig ihm das gerne einmal, ich bin mir sicher, er weiß insgeheim schon sehr gut, was er an dir hat. Alles Liebe!

  4. Liebe Viktoria,
    ich bin zwar nicht selbstständig, sondern bei einer Firma angestellt – kann deine Worte jedoch total nachvollziehen. Auch ich habe Angst und denke mir oft, dass mir die kindliche Naivität im Erwachsensein in manchen Situationen fehlt. Dann kommt der selbst auferlegte Druck mit dazu und das Gefühl „nicht gut genug zu sein“.
    Ich bin bisher eine stille Leserin deines Blogs gewesen und möchte mich bei dir bedanken. Für deine tollen Beiträge, für die Themen, die du ansprichst und vor allem für deine Mühe! Ich wünsche dir eine erfolgreiche Woche und alles Liebe, Lisa

    1. Liebe Lisa, vielen lieben Dank, dass du dir die Zeit für einen Kommentar genommen hast. Ich freue mich immer sehr, wenn jemand seine Meinung schreibt.
      Du hast vollkommen recht, dieses „nicht gut genug“ Gefühl trifft mich auch oft. Obwohl ich mir eigentlich große Mühe gebe. Manchmal wünsche ich mir da ein bisschen mehr „Egal-Gefühl“ bei solchen Dingen…

      Hab einen schönen Tag!

  5. Liebe Viktoria!
    Dieser Beitrag hat mich sehr zum Nachdenken gebracht und in diesen Kommentar möchte ich dir folgendes mitteilen:
    1. Ein großes Lob, dass ich durch solche Beiträge von dir immer wieder einen Gedankenstoß bekomme.
    2. Es gibt auch in meinem Leben einige Situationen, wo ich mit der Angst zu kämpfen habe. Trotz allem, bin ich (oder besser gesagt: versuche ich) positiv zu denken, denn ich bin ein optimistischer und auch ein realistischer Mensch.
    3. Ich freue mich immer wieder mehr von dir zu lesen und du inspirierst mich immer wieder!

    Liebste Grüße
    Sabina

    1. Liebe Sabrina, ich danke dir herzlich für deinen Kommentar und freue mich wirklich sehr über dein Feedback. Solche super netten Kommentare motivieren mich unglaublich weiterzumachen und an mich zu glauben. Es tut so gut zu hören, dass es anderen auch so geht. Ich habe großen Respekt, dass du trotz allem ein sehr positiver Mensch bist, da können wir uns alle was abschauen. Ich bemühe mich auch und du motivierst mich, es weiter zu versuchen.

      Alles Liebe und danke!

  6. Liebe Vicky,

    vielen Dank für diesen offenen und ehrlichen Beitrag. Ich finde Deine Leistungen wirklich ausgezeichnet. Ich kenne ja einige Deiner Kunden sehr gut und höre immer nur bestes Feedback zu Deinen Arbeiten. Du kannst davon ausgehen, dass es niemanden gibt, der Deine Arbeiten in dieser Qualität, zu diesem Preis und auch noch in dieser unglaublichen Geschwindigkeit liefern kann.

    Auf Kunden, die einen von oben herab behandeln oder immer nur „fordern“ ohne Anerkennung dafür zu geben, muss man verzichten. Ich weiss wie schwierig das ist…! 🙁 Aber diese Menschen werden den langfristigen Erfolg Deines Unternehmens nicht unterstützen, sondern nur Deine wertvolle Zeit rauben. Das ist natürlich ein sehr emotionales Thema und man sieht anhand Deines Beitrages, wie emotional Du zu Deinem Unternehmen, Deinen Kunden, Deiner Wertschöpfung bist. Da steckt sehr viel Herzblut drinnen und dieses Herzblut macht Dich und Deine Dienstleistungen einzigartig.

    Man kann das Thema „Kotzbrocken-Kunden“ aber auch aus einer rein wirtschaftlichen Sicht sehen: aus der Sicht von Opportunitätskosten. Wieviele andere, tolle Kunden gehen verloren wenn man seine Energie in solche Kunden steckt? Ich behaupte mal in der Zeit, in der Du einen Kunden der Dich nicht schätzt und dauernd kritisiert und eigentlich NIE zufrieden ist betreust, könntest Du in der gleichen Zeit mind. zwei gute, liebenswerte und dankbare Kunden finden und betreuen.

    Liebe Grüße,

    Mario

    1. Lieber Mario,
      ganz ganz lieben Dank, dass du dir die Mühe machst und einen Kommentar hinterlässt. Die Worte von dir zu lesen bedeutet mir sehr viel. Und du hast absolut recht. Vielleicht sollte ich mich in Zukunft früher „trennen“ und meine Nerven schonen… Da hast du mir ganz bestimmt schon viel voraus und ich nehme dich immer wieder als Vorbild. Danke!

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