Burnout. Irgendwie ist das inzwischen nichts mehr, das man nur gerade eben mal vom Hörensagen kennt. Überforderung ist zu einer regelrechten Modeerscheinung geworden.
Zu etwas das jeder hat und keiner will. Trotzdem schaffen wir den Absprung oft nicht, arbeiten weiter, auch wenn wir eigentlich nicht mehr können. Warum? Vielleicht aus Ehrgeiz, aus einem Was-soll-ich-sonst-tun-Gefühl, aus Pflichtbewusstsein, aus Mangel an anderen Möglichkeiten?
Hast du auch manchmal das Gefühl, dass es einfach reicht? Dass nur noch ein kleiner Tropfen nötig ist, um das Fass endgültig zum Überlaufen zu bringen. Fühlst du dich überfordert, überarbeitet, müde? Perfekt, denn dann habe ich heute Situationen für dich, die dich garantiert endgültig in ein Burnout befördern.
„Gib her, ich mach das selbst. Sonst wird das nichts.“
Du hast manchmal das Gefühl, du bist ausschließlich von unfähigen Idioten umgeben? Hinterwäldlern, die sonst nichts können als Kaffee- oder Rauchpausen zu machen und in den kurzen Pausen zwischen den Pausen stümperhaft irgendwas zusammenschustern? Niemand wird deinem hohen Anspruch gerecht und du hast absolut keine Lust, alles lang und breit zu erklären? Herzlichen Glückwunsch. Wenn du noch mehr Arbeit an dich reißt, schaffst du es bestimmt auf die „Mitarbeiter des Jahrhunderts Liste“. Wenn nur der nutzlose, unfähige, inkompetente Abteilungsleiter nicht wäre. Am besten du sagst dem Chef gleich, dass du auch noch seine Arbeit übernimmst, bevor der Typ das ganze Unternehmen gegen die Wand fährt.
„Einer geht noch!“
Wenn du nach Hause kommst, brauchst du erst mal einen Schnaps. Oder zwei. Schließlich musst du ja irgendwie runter kommen und den Kopf freibekommen. Ein oder zwei wohlverdiente Feierabendbiere haben noch niemandem geschadet. Schließlich trinkst du nicht jeden Tag, nur freitags. Jeder trinkt mal was am Freitag. Schließlich ist Wochenende. Das Bierchen letzten Montag zählt nicht, genauso wenig wie das am Dienstag, das war nämlich nötig, weil die blöde Zicke aus der Buchhaltung dich unendlich genervt hat mit der vollkommen unnötigen Abrechnung. Am Mittwoch warst du nach der Arbeit stressbedingt noch auf 180 und ein Glas Rotwein beruhigt dich immer. Die angebrochene Flasche kannst du natürlich nicht schlecht werden lassen, also hast du dich am Donnerstag geopfert und den Rest getrunken. Und dann war es Freitag. Jeder trinkt mal was am Freitag. Schließlich ist Wochenende.
„Schlafen kann ich wenn ich tot bin“
Wer braucht schon Schlaf? Nur Schlaffis schlafen mehr als 5 Stunden pro Nacht. Du bist jung, du bist dynamisch, du bist erfolgreich. Zumindest bald, denn es kann nicht mehr lange dauern, bis du deinen Chef davon überzeugt hast, dass du genau die Richtige für die Beförderung bist. Wenn dein Chef um 20 Uhr nach Hause geht, gehst du um 21 Uhr. Wenn er um 8 Uhr kommt, bist du bereits um 7 Uhr da. Deine Hartnäckigkeit zahlt sich bestimmt bald aus. Du willst ja spätestens mit 30 ganz weit oben sein auf der Karriereleiter. Und dazu gehört eben auch Netzwerken, also heute nach dem Büro noch zum Stammtisch angehender Führungskräfte, morgen zum Tennis mit dem Abteilungsleiter und am Freitag durch die Clubs ziehen. Schließlich machst du am Wochenende ohnehin was Ruhiges. Bungee-Jumping zum Beispiel. Oder den Sport-Wochenplan an einem Tag abarbeiten. Wenn man jung ist, hat man Energie und die soll es ja nicht wagen auszugehen. Zur Not gibt’s eben Red Bull.
„Ach, das bisschen Schnupfen…“
Krank sein ist was für Weicheier! Für Warmduscher. Für kleine Mädchen. Wegen dem bisschen Schnupfen bleibst du doch nicht zu Hause. Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder gleich krank feiert, nur weil er einmal geniest hat. Du wirfst dir einfach ein Aspirin ein und spülst eine Kopfschmerztablette mit einem großen Schluck Hustensaft hinunter. Im Bus ärgerst du dich, dass der doofe Busfahrer die Heizung nicht einschalten kann, schließlich hat es hier gefühlt minus 50 Grad, du zitterst ja schon. Aber wenn du nur schnell genug in Richtung Bürogebäude läufst, haben deine Beine keine Chance zu protestieren.
Ich finde, ernste Themen darf man auch mit Humor ansprechen. Das liegt mir auch oft besser als der erhobene Zeigefinger. Die Ironie ist beabsichtigt, ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man manchmal Dinge erst an sich ran lässt, wenn sie überspitzt oder anders formuliert sind…
Guter Artikel!!
Trifft alles voll und ganz zu. Wobei die Grenzen bei jedem anders sind. Ich habe einen Bekannten, der ist nach 5h schlaf fit wie ein Turnschuh und kann garnicht mehr weiter schlafen. Ich wäre nach wenigen Tagen klinisch tot. 🙂